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  • So fütterst du dein Pferd gesund – Raufutter

    So fütterst du dein Pferd gesund – Raufutter

    Gesunde Pferdefütterung

    Die richtige Fütterung ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Gesundheit deines Pferdes. Viele Pferdebesitzer fragen sich, was alles zu einer gesunden Ernährung gehört und wie sie ihr Pferd langfristig durch die richtige Fütterung gesund erhalten können. Die Meinungen hierzu gehen oft weit auseinander. In dieser Beitragsserie schreibe ich über die, aus meiner Sicht, wichtigsten Aspekte der gesunden Pferdefütterung – naturnah und artgerecht. Beginnen möchte ich mit dem Thema Raufutter, gefolgt von weiteren Beiträgen zu Kraftfutter, Mineralfutter, Kräutern und Ölen.

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    Raufutter – die Basis der Pferdefütterung

    Raufutter spielt in der täglichen Fütterung DIE zentrale Rolle. Raufutter – also Heu, Gras und eventuell Heulage – ist das Rückgrat einer gesunden Pferdefütterung. Es versorgt das Pferd mit notwendigen Ballaststoffen, fördert die Verdauung und trägt zu einer guten Zahngesundheit bei. Pferde sind von Natur aus Dauerfresser und benötigen daher den ganzen Tag über eine gleichmäßige Zufuhr an Raufutter, um ihre Verdauung aufrechtzuerhalten und Magen-Darm-Probleme zu vermeiden. Bei der Auswahl und Fütterung von Raufutter ist es wichtig, auf die Qualität und Frische des Futters zu achten und auf die individuellen Bedürfnisse des Pferdes einzugehen. Eine artgerechte Fütterung mit ausreichend Raufutter in Kombination mit ausgewogener Ergänzung von Kraftfutter und Mineralstoffen sorgt für ein gesundes und zufriedenes Pferd.

    Was ist Raufutter?

    Unter dem Begriff Raufutter versteht man alle pflanzlichen Futtermittel, die grob strukturiert sind und einen hohen Anteil an Ballaststoffen (insbesondere Zellulose) enthalten. Zu den gängigen Raufuttern zählen:

    • Heu: Getrocknete Gräser und Kräuter
    • Gras: Frisches, ungemähtes Gras, das den Pferden auf der Weide zur Verfügung steht
    • Stroh: Getrocknete Halme von Getreidepflanzen wie Weizen, Gerste oder Hafer, hauptsächlich als Einstreu und Ergänzungsfutter.
    • Silage: Fermentiertes, grünfutterartiges Material
    • Heulage: Leicht anfermentiertes Gras zwischen Silage und Heu

    Die Bedeutung von Raufutter für Pferde

    Pferde sind von Natur aus Fressgrazers (Fressgänger) und in freier Wildbahn verbringen sie den Großteil ihres Tages mit dem Suchen und Fressen von Gras. Der hohe Ballaststoffgehalt des Raufutters ist für die Verdauung besonders wichtig, da er den Kautätigkeit und den Speichelfluss anregt, was zur gesunden Magen- und Darmperistaltik beiträgt. Es unterstützt die Verdauung und sorgt für eine pH-Wert-Regulation im Magen, wodurch Erkrankungen wie Koliken oder Magengeschwüre vorgebeugt wird.

    • Verdauungsgesundheit: Raufutter fördert die Bildung von nützlichen Bakterien im Dickdarm des Pferdes und unterstützt so eine gesunde Darmflora.
    • Zahngesundheit: Durch das Kauen des Raufutters wird die Zahngesundheit gefördert, da es den Zahnabrieb unterstützt und Zahnsteinbildung vorbeugt.
    • Beschäftigung: Pferde benötigen eine artgerechte Beschäftigung, um Langeweile und stressbedingte Verhaltensauffälligkeiten wie Koppen oder Weben zu vermeiden. Raufutter erfüllt diese Funktion, da es den Tieren eine Beschäftigung bietet und sie über längere Zeit fressen lässt.

    Wichtig bei der Fütterung von Raufutter:

    • Ausreichende Menge:
      Manche Pferdebesitzer – besonders leichtfuttriger Pferde – neigen dazu, das Raufutter zu knapp zu bemessen, was zu Verdauungsproblemen führen kann. Ein Pferd sollte täglich etwa 1,5–2% seines Körpergewichts an Raufutter aufnehmen. Für ein 500 kg schweres Pferd entspricht dies etwa 8 bis 10 kg Raufutter pro Tag. Die Folgen von zu wenig Raufutter können sein: verringerte Darmperistaltik, Verstopfungen, Koliken, Magengeschwüre, stressbedingte Verhaltensauffälligkeiten, Gewichtsverlust, Mangelernährung, Muskelabbau, Schwächung des Imunsystems, Zahn- und Kieferprobleme. Raufutter ist auch für die Hufgesundheit wichtig. Die Ballaststoffe im Raufutter tragen zur Regulation des Zucker- und Insulinspiegels im Blut bei und spielen eine Rolle im Stoffwechsel des Pferdes. Ein Mangel an Raufutter, insbesondere bei zuckerempfindlichen Pferden, kann das Risiko für Stoffwechselprobleme wie Hufrehe erhöhen.

    • Auswahl des richtigen Raufutters:
      Die Auswahl des richtigen Raufutters hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Alter, Gesundheitszustand, Gewicht, Aktivitätslevel und Fütterungsziel des Pferdes.

    Wichtig: Keine lange Fresspausen!

    Das Mikrobiom eines Pferdes ist ein komplexes System von Mikroorganismen im Verdauungstrakt, das eine entscheidende Rolle bei der Verdauung von Nahrung spielt, insbesondere bei der Zersetzung von Faserstoffen wie Gras und Heu. Diese Mikroorganismen sind auf eine kontinuierliche Zufuhr von Nahrungsmitteln angewiesen, um am Leben zu bleiben und optimal zu arbeiten. Allgemein lässt sich sagen, das ab ca. 4 bis 6 Stunden Futterpause die Mikroorganismen im Verdauungstrackt des Pferdes anfangen zu verhungern und abzusterben oder in ihrer Aktivität stark eingeschränkt zu werden. Langfristige Fresspausen von mehr als 12 Stunden können sogar zu einer ernsthaften Störung des Mikrobioms führen. Dies hat zur Folge, dass die Verdauungssysteme des Pferdes nicht mehr richtig arbeiten, was zu starken Problemen wie einer verminderten Futterverwertung, Verdauungsstörungen und Koliken führen kann.

    Bei langen Fresspausen kann es auch zu einem Ungleichgewicht der Mikrobenarten kommen. Einige Bakterienarten, die mit der Verdauung von Rohfasern und anderen Nahrungsmitteln beschäftigt sind, können in ihrer Zahl zurückgehen oder absterben, während andere, die besser an längere Pausen angepasst sind, dominanter werden. Dies kann zu einer geringeren Effizienz der Verdauung und einer schlechten Nährstoffaufnahme führen.

    Darüberhinaus wird auch während der Fresspausen weiterhin kontinuierlich Magensäure produziert. Pferde haben einen relativ kleinen Magen, der nur etwa 10 bis 15 Liter fasst. Ihre Magenwand ist empfindlich, und die Magenschleimhaut wird durch die ständige Säureproduktion nur geschützt, solange regelmäßig Futter aufgenommen wird.

    Wenn ein Pferd jedoch über längere Zeit nichts frisst, bleibt die Magenschleimhaut ohne den schützenden Futterpuffer. Die Magensäure bleibt dann ohne ausreichende Neutralisierung im Magen und kann die empfindliche Schleimhaut angreifen. Dies führt zu einer Reizung und kann sich langfristig zu einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder sogar Magengeschwüren (Ulzera) entwickeln. Diese können in weiterer Folge dann zu Koliken führen.

    Pferde, die über längere Zeiträume ohne Futter sind, können auch stressbedingte Verhaltensauffälligkeiten zeigen, wie vermehrte Aggression, Koppen oder Weben

    1. HEU

    Gute Qualität

    Die Qualität des Heus hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Erntezeit, Lagerung, Zusammensetzung und Feuchtigkeit des Heus. Es sollte frei von Giftpflanzen (Herbstzeitlose, Jakobskreutzkraut, etc.) Staub, Schimmel und sonstigen Verunreinigungen wie Mäusekot sein. Im Idealfall sollte es einen hohen Anteil an Gräsern und Kräutern aufweisen. Die Erntezeit hat großen Einfluss auf die Nährstoffzusammensetzung – Heu, das zu spät geerntet wurde, hat einen geringeren Gehalt an Nährstoffen und Mineralien.


    Frühzeitige Ernte (früh im Sommer oder Frühjahr) ergibt nährstoffreicheres Heu, das weniger Faseranteil, aber mehr Energie, Zucker und Protein enthält. Es ist ideal für junge, leistungsfähige Pferde oder Pferde mit einem höheren Energiebedarf.

    Spätere Ernte (später Sommer oder Herbst) führt zu ballaststoffreichem Heu, das mehr Strukturfasern enthält und besser für die Verdauung der Pferde ist, die eine niedrigere Energieversorgung benötigen oder die dazu neigen, zu viel Gewicht anzusetzen (z.B. Ponys oder stoffwechselempfindliche Pferde).

    Woran erkennst du eine gute Qualität?

    • Farbe: Hochwertiges Heu sollte grün und frisch aussehen. Ein bräunliches oder gelbes Heu ist oft ein Zeichen dafür, dass es zu spät geerntet wurde oder eine schlechte Lagerung erfahren hat. Heu, das unter sonniger Einwirkung getrocknet wurde, kann durch den Verlust von Vitamin A und anderen Vitaminen an Nährwert verlieren. Das Heu sollte also nicht zu dunkel oder ausgetrocknet wirken.
    • Struktur: Das Heu sollte locker und fluffig sein, ohne gepresst oder matschig zu wirken. Schimmelflecken oder moosige Stellen sind ein Hinweis darauf, dass das Heu feucht oder schlecht gelagert wurde und daher gesundheitsschädlich sein kann.
    • Geruch des Heus: Ein gutes Heu sollte einen frischen, grasigen Duft haben. Wenn das Heu muffig, modrig oder schimmlig riecht, ist es wahrscheinlich, dass es schlecht gelagert wurde oder Feuchtigkeit aufgenommen hat, was das Wachstum von Schimmel begünstigt. Schimmel kann für Pferde gefährlich sein, da er Atemwegserkrankungen und andere gesundheitliche Probleme verursachen kann.
    • Feuchtigkeitsgehalt: Heu sollte nach der Ernte schnell und sorgfältig getrocknet werden, um einen Feuchtigkeitsgehalt von 12-15% zu erreichen. Zu feuchtes Heu (mehr als 15% Feuchtigkeit) kann schimmeln oder zu Fehlern in der Futterverwertung führen, während sehr trockenes Heu an Nährstoffen verlieren kann. Eine gute Heuqualität ist daher ein Kompromiss zwischen einer ausreichenden Trocknung und der Vermeidung von Überreife.


    Richtige Zusammensetzung

    Die Pflanzenarten im Heu spielen ebenfalls eine Rolle: Wiesenheu, das hauptsächlich aus Grasarten wie Wiesenrispe, Rotschwingel und Knaulgras besteht, hat in der Regel einen ausgewogenen Nährstoffgehalt. Heu aus Klee, Luzerne oder anderen Hülsenfrüchten ist protein- und mineralstoffreicher und eignet sich besser für junge oder hochleistende Pferde. Je mehr „magere“ Gräser und auch Kräuter in einer Weide und im Heu sind, desto besser für die Pferdegesundheit. Das Thema Kräuter beleuchte ich in einem weiteren Beitrag.

    Richtige Lagerung

    Die Lagerung des Heus ist entscheidend für die Erhaltung seiner Qualität. Heu sollte an einem trockenen, gut belüfteten Ort aufbewahrt werden, um Schimmelbildung und den Verlust von Nährstoffen zu verhindern. Wenn Heu in sackartigen Ballen oder Lagerhäusern aufbewahrt wird, sollte darauf geachtet werden, dass es keinen Kontakt mit Feuchtigkeit oder Boden hat. Heuballen, die nicht richtig gelagert werden, können schimmeln, was zu gefährlichen Mykotoxinen führen kann. Oft wird Heu im Freien mit Fließ abgedeckt gelagert. Da sich die Feuchtigkeit auch von unten in die Ballen einzieht, habe ich gute Erfahrungen gemacht wenn auf den Boden eine Lage Plane gelegt wird, dann Holzpalletten und darauf die Heuballen gestapelt werden. So kommt weniger Feuchtigkeit von unten ins Heu und trotzden kann es noch besser belüften, als wenn es direkt auf einer Plane (auf den Palletten) liegen würde.

    Nährstoffgehalt des Heus

    Der Nährstoffgehalt eines Heus hängt von der Art des Heus und der Erntezeit ab. Zu den wichtigsten Nährstoffen, auf die man achten sollte, gehören:

    • Ballaststoffe (Rohfaser): Raufutter ist die Hauptquelle für Ballaststoffe, die für eine gesunde Verdauung unerlässlich sind. Zu wenig Ballaststoffe können Verdauungsprobleme verursachen.
    • Protein: Der Proteinanteil im Heu variiert je nach Erntezeit. Junges Heu ist proteinreicher und eignet sich für Pferde mit höherem Energiebedarf (z.B. Jungpferde, tragende Stuten oder Leistungspferde). Zu viel Protein kann jedoch zu Nierenbelastungen führen.
    • Zucker und Stärke: Pferde, die zu Fettleibigkeit oder Stoffwechselproblemen neigen, benötigen Heu mit einem niedrigen Gehalt an Zucker und Stärke, was eigentlich generell gesünder für Pferde ist. Wiesenheu hat in der Regel einen niedrigen Zuckeranteil, während Heu aus Luzerne einen höheren Protein- und Mineralstoffgehalt hat. Wie du den Zuckergehalt im Heu und generell im Raufutter messen kannst, dazu weiter unten mehr.
    • Mineralien und Vitamine: Mineralien wie Calcium und Phosphor sind für die Knochen- und Hufgesundheit wichtig. Vitamine wie Vitamin A, E und D spielen eine Rolle bei der Immunabwehr und der Zellregeneration. Heu, das spät geerntet wurde, verliert oft wichtige Vitamine, daher kann in einigen Fällen eine Vitaminausstattung (z.B. Heucobs) notwendig sein.

    Kontrolle auf Schadstoffe und Fremdkörper

    Es ist wichtig, dass Heu frei von Schimmel, Pflanzenschutzmitteln, Unkraut oder anderen Schadstoffen ist, die die Gesundheit des Pferdes beeinträchtigen können. Heu sollte auch frei von Fremdkörpern wie Steinen, Metallteilen oder Holzsplittern sein, die beim Fressen zu Verletzungen führen können.

    Gedanken zum Thema Heunetze:

    Die Verwendung von Heunetzen ist weitverbreitet und bietet einige Vorteile

    • Verlängerung der Fresszeiten
    • Geringere Fressmengen
    • Weniger Futterverschwendung

    Es gibt aber auch Nachteile

    • Vermehrter Abrieb der Zähne
    • Unphysiologische Kaubewegung
    • Frustration beim Pferd, vor allem bei zu engen Maschen
    • Abrasion von Mikroplastik, das in die Umwelt und in den Pferdekörper kommt

    Letztendlich gilt es die Vor- und Nachteile individuell abzuwägen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn man Netze benutzt, eine größere Maschenweite (8 bis 10 cm) den Fressbedürfnissen der Pferde entgegenkommt und sie allgemein entspannter fressen, als bei kleinmaschigen Netzen (4 cm). Vielleicht kannst du verschiedene Maschenweiten ausprobieren und schauen, ob es für dein Pferd einen Unterschied macht und was es bevorzugt.

    2. GRAS

    Artgerechte Ernährung

    Gras entspricht der natürlichen Ernährung eines Pferdes in der Wildbahn. Pferde sind „Grasfresser“ (Graminivoren) und haben sich über Jahrtausende hinweg an das Fressen von Gras und anderen pflanzlichen Materialien angepasst.

    Bewegung und Sozialverhalten

    Weidegang fördert nicht nur die Fütterung, sondern auch das natürliche Sozialverhalten von Pferden, da sie in Herden zusammen grasen und ihre Zeit mit anderen Pferden verbringen. Auch die Bewegung auf der Weide ist wichtig für die körperliche Gesundheit.

    Faserreiche Ernährung

    Gras liefert eine ausgezeichnete Quelle von Ballaststoffen, die wichtig für die Verdauungsgesundheit von Pferden sind. Die Faser hilft, den Darm in Bewegung zu halten, wodurch die Wahrscheinlichkeit von Koliken und anderen Verdauungsproblemen verringert wird.

    Vitamine und Mineralstoffe

    Frisches Gras enthält viele Vitamine und Mineralstoffe, darunter Vitamin A, Vitamin E und B-Vitamine, die zur allgemeinen Gesundheit des Pferdes beitragen.

    Wassergehalt

    Gras enthält einen hohen Wasseranteil, was zur Flüssigkeitszufuhr beiträgt, besonders bei warmem Wetter.

    Zuckergehalt im Gras

    Insbesondere im Frühjahr und Sommer kann Gras hohe Mengen an Zucker (insbesondere Fruktan) enthalten, was bei Pferden, die zu Stoffwechselproblemen wie Insulinresistenz oder EMS (Equines Metabolisches Syndrom) neigen, zu Gesundheitsproblemen führen kann. Fruktan ist eine Zuckerart, die in Gras vorkommt und in großen Mengen die Insulinproduktion anregen kann, was bei empfindlichen Pferden zu gesundheitlichen Problemen führen kann, wie z.B. Hufrehe (Laminitis). Auch der Stärkegehalt ist bei sehr jungem Gras höher.

    Zur Bestimmung des Zuckergehaltes siehe unten. ↧

    Achtung: Überfütterung

    Pferde, die auf frischem Gras grasen, bekommen schnell zu viel Energie, insbesondere wenn sie Zugang zu besonders üppigem Gras haben. Dies kann zu Übergewicht und damit zu einer ganzen Reihe von gesundheitlichen Problemen wie Hufrehe und Stoffwechselerkrankungen führen. Besonders auf Weiden mit nährstoffreichem, schnellem Wachstum (insbesondere im Frühling) kann es wichtig sein, den Weidegang zu kontrollieren und ggf. den Zugang zu bestimmten Bereichen zu begrenzen.

    Unterschiede im Gras je nach Jahreszeit

    • Sommer- vs. Wintergras: Der Nährstoffgehalt von Gras variiert je nach Jahreszeit. Im Sommer kann Gras viel Zucker enthalten, während es im Winter weniger Nährstoffe und dafür mehr Fasern aufweist. Dies bedeutet, dass Pferde im Winter, besonders wenn sie keine Weide zur Verfügung haben, zusätzlich mit Futter ergänzt werden müssen, um den Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen zu kompensieren.
    • Mangel an Vitaminen im Winter: Gras enthält im Winter weniger Vitamine, insbesondere Vitamin A und E, was zu Mangelerscheinungen führen kann. Deshalb ist es in den kalten Monaten besonders wichtig, Pferde mit Vitaminpräparaten und mit Heu von hoher Qualität zu versorgen.

    Parasiten und Krankheiten

    • Parasiten: Gras kann auch ein Ort für verschiedene Parasiten wie Wurmeier und Larven sein. Pferde, die auf Weiden grasen, können sich bei unzureichender Entwurmung oder mangelnder Weidepflege mit Parasiten infizieren. Eine regelmäßige Entwurmung und eine kontrollierte Weidehaltung sind daher wichtig.
    • Schimmel und Pilze: Besonders bei übermäßigem Weidegang in feuchten Bedingungen kann das Gras von Schimmel oder Pilzen befallen werden, die für Pferde gesundheitsschädlich sind.

    Trotz der Herausfrorderungen ist Weidegang für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Pferden von entscheidender Bedeutung, aber der Zugang muss gut geregelt werden, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden.

    Wichtig :

    Begrenzung des Weidegangs: Besonders im Frühling, wenn das Gras schnell wächst und besonders zuckerreich ist, kann es sinnvoll sein, den Weidegang zu begrenzen oder die Pferde in kleinere Abschnitte zu teilen, auch um die Belastung der Weideflächen zu reduzieren.

    Dabei hilft die Verwendung von Weidezaun-Systemen oder Paddocks hilft, um die Futteraufnahme zu kontrollieren.

    Menge und Qualität des Grases: Die Qualität des Grases hängt auch von der Pflege der Weide ab. Zu wenig oder zu viel Weidepflege, unsachgemäße Düngung oder die Vernachlässigung der Weidefläche können zu einem Ungleichgewicht in der Graszusammensetzung führen. Regelmäßige Kontrollen der Weidequalität und eine entsprechende Pflege sind wichtig (Details zur Weidepflege gibt’s in einem späteren Beitrag.).

    Frei von Giftpflanzen

    Es gibt viele Giftpflanzen, die auf Weiden zu finden sein können – vorallem wenn diese ungepflegt sind. Dies können sein: Ackerschachtelhalm, Lupinen, Rittersporn (Samen), Scharbockskraut. Bei Rotklee kommt es auf die Menge an.

    Die wichtigsten und am meisten verbreiteten Giftpflanzen sind jedoch Jakobskreutzkraut und Herbstzeitlose, da sie sehr giftig sind und häufig auf Weiden zu finden sind.

    1. Jakobskreutzkraut

    Im Sommer zeigt sich die Blüte des JKK Blühendes Jakobskreuzkraut im zweiten Jahr

    Foto: Wikimedialmages / pixabay

    Rosette des JKK im ersten Jahr Blattrosette des JKK im ersten Jahr

    Foto: Eugen Winkelheide

    Die Giftigkeit von Jakobskreuzkraut (JKK) beruht auf den enthaltenen Pyrrolizidinalkaloiden. Diese Stoffe schädigen die Leberzellen und führen langfristig zu einer Leberzirrhose oder Leberversagen, was oft zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führt. Die Alkaloide haben auch krebserregende Eigenschaften und können eine kumulative Wirkung haben, d.h., auch kleine Mengen über längere Zeit können zu schweren Schäden führen. Besonders tückisch ist, dass diese Alkaloide in getrockneter Form, zum Beispiel in Heu oder Heulage, ebenfalls noch giftig bleiben.

    Die Pflanzen werden im frischen Zustand zwar von den Pferden gemieden, aber im Heu können die Pferde sie nicht mehr erkennen und sie können mitfressen werden. Eine Ausbreitung dieser Giftpflanzen ist unbedingt zu verhindern. Die Weide sollte daher regelmäßig in jedem Frühjahr auf Jakobskreutzkraut (und Herbstzeitlose) untersucht werden. Im Frühjahr kommt es noch nicht zur Blüte und Versamung. Die Pflanzen können dann ausgestochen werden. Spätestens in der Blütezeit, wenn sie gut sichtbar ist, sollte sie von Weiden entfernt werden.

    Sinnvoll ist es, sie direkt in Restmüllsäcke! zu entsorgen – Nicht auf den Misthaufen oder Kompost! Ab besten einen Unkrautausstecher benutzen, um die tiefen Pfahlwurzeln zu erwischen. Und du solltest dabei Handschuhe tragen, da die Pflanzen auch über Hautkontakt für den Menschen giftig sind.

    Wenn du mitbekommst, dass dein Pferd JKK gefressen hat, dann bitte sofort zum Tierarzt. Leider gibt es keine spezifischen Antidote für Pyrrolizidinalkaloide, aber eine frühzeitige Behandlung kann das Fortschreiten der Leberschäden verlangsamen.

    2. Herbstzeitlose

    Herbstzeitlose Herbstzeitlose

    Foto: Anemone123 / pixabay

    Auch sie ist eine sehr giftige Pflanze für Pferde, die in der Herbstzeit ihre charakteristischen lila-rosa Blüten zeigt und in Wäldern, Wiesen und auf Weiden vorkommen kann. Sie enthält den Alkaloidwirkstoff Colchicin, der extrem toxisch für Pferde ist. Die Wirkung von Colchicin führt zu schweren Zellschäden und kann zu Organversagen führen. Auch hier bleibt der Giftstoff sowohl in frischem Zustand als auch in getrockneter Form (z. B. im Heu) weiterhin giftig. Daher ist dringend nötig, sie im Frühjahr oder auch noch im Herbst mitsamt der Wurzel auszustechen und zu wie JKK zu entsorgen.

    3. STROH

    Stroh kann eher als Futterergänzung bei Übergewicht oder im Winter als zusätzliche Wärmequelle sinnvoll sein. Es ist jedoch nährstoffarm und sollte nicht als Alleinfuttermittel verwendet werden, sondern nur wenn nötig in Maßen. Wenn Pferde zu viel Stroh ohne ausreichende Menge an Heu oder Gras fressen, kann dies zu einer schlechten Verdauung führen. In extremen Fällen könnte dies das Risiko für Koliken erhöhen, da das Stroh in großen Mengen schwer verdaulich ist und die Darmaktivität beeinträchtigen kann. Außerdem kann Stroh Pestizide, Dünger oder andere Schadstoffe enthalten, wenn es aus konventioneller Landwirtschaft stammt. Es sollte also zumindest aus biologischer Landwirtschaft stammen.

    4. SILAGE

    Silage ist bei Pferdehaltern nicht unumstritten, da die Fermentation Milchsäure produziert, die bei empfindlichen Pferden Magenprobleme oder gar Koliken verursachen kann – vor allem bei zu schneller Umstellung. Silage enthält eine hohe Konzentration an Energie, insbesondere Zucker und Stärke, die durch die Fermentation konserviert werden. Es sollte nur in Maßen und nur bei geeignetem Alter und Gesundheitsstatus des Pferdes gefüttert werden. Außerdem muss die Folienwickelung unbedingt unbeschädigt sein. Sonst kann es zu Schimmelbildung kommen und andere schädliche Mikroorganismen können sich ansiedeln, was Atemprobleme oder andere gesundheitsgefährdende Folgen haben kann.

    5. HEULAGE

    Der Trocknungsgrad von Heulage ist zwischen frischem Gras und Heu angesiedelt, was zu einer weniger intensiven Fermentation führt. Heulage ist also weniger sauer und milder im Geruch, enthält mehr Vitamine und Mineralstoffe als Silage und ist in der Regel besser verträglich für Pferde. Heulage hat meist einen höheren Nährstoffgehalt als trockenes Heu, da sie weniger Nährstoffe durch die Fermentation verliert. Sie behält zudem mehr Vitamine und Mineralstoffe als Silage, ist jedoch nicht so energiereich wie frische Silage. Sie ist für eine artgerechte Fütterung oft die bevorzugte Wahl, vor allem bei empfindlichen Tieren und kann eine Alternative oder Ergänung zu Heu sein. Allerdings ist bei der Einführung von Heulage auch wieder auf eine langsame Gewöhnungsphase zu achten, um zu schauen, ob dein Pferd es gut verträgt.

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    Bestimmung des Zuckergehaltes von Raufutter

    Der Zuckergehalt im Raufutter kann für Pferde schnell gesundheitsentscheidend werden. Speziell in der Anweidezeit ist das Risiko von Hufrehe durch einen zu hohen Zuckergehalt im Gras hoch. Ebenso im Herbst durch die Witterungsbedingungen oder durch gestresstes Gras durch starken Verbiss.

    Aber woher weiß ich, wieviel Zucker im Gras oder Heu ist? Wenn ich eine Probe nehme und diese bei einem Untersuchungslabor analysieren lasse, kann dies ein bis zwei Wochen dauern. Der Zuckergehalt im Gras schwankt jedoch im verlauf eines Tages, von Tag zu Tag und mit der Witterung. Auch für die Entscheidung zum Kauf einer Heucharge dauert so eine Analyse oft zu lange, da das Heu dann schon anderweitig verkauft sein kann. Elke Malenke hat eine einfache Methode entwickelt, mit der man selbst direkt den Zuckergehalt bestimmen kann. Und zwar mithilfe eines handelsüblichen Refraktometers.

    Messung bei Gras:

    Benötigte Utensilien:

    • Digitale Küchenwaage mit einer Messgenauigkeit von +/- 1g
    • Weinrefraktometer mit 0 – 32 % Brix (Bezugsquelle z. B.: https://amzn.to/37oFArc)
    • Knoblauchpresse
    • Sauberer Teller oder Schale
    • Transferpipette (Pasteur-Pipette; meist beim Refraktometer dabei)

    Vorgehensweise:

    Schneide das frische Gras ab

    • Wiege 100 g ab
    • Mit der Knoblauchpresse auspressen und zwei Tropfen direkt auf das Refraktometer geben und den Zuckergehalt auf der Skala ablesen.

    Wenn man davon ausgeht, das 100 g frisches Gras ca. 20-25 g Heu würde, musst du den gemessenen Zuckergehalt mal 4 nehmen um ca. auf den Wert in der Trockensubstanz zu kommen.

    Rechenbeispiel:

    Annahme: Ein Pferd frisst bei 24h Weidegang 40-50kg Gras (entspricht ca. 10kg Heu). Bei 8% Zuckergehalt (=80 g/kg) Frischgras sprechen wir also von 3.200 – 4.000g Zucker, die dann in 24h aufgenommen werden. Davon liegen nur ca. 25 % als Einfach- oder Zweifachzucker, im Dünndarm direkt ins Blut aufgenommen werden.

    Ein Teil des löslichen Zuckers liegt auch in nicht-dünndarmverdaulichen Verbindungen wie Fruktan vor. Die sind zwar nicht gesund, haben in den meisten Fällen jedoch keinen direkten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Wenn in diesem Beispiel ca. 25% der gemessenen Zucker als Ein- und Zweifachzucker vorliegen, würde ein Pferd ca. 1kg Zuckerauf in 24 Stunden aufnehmen.

    Der für Pferde empfohlene Zuckergehalt sollte zwischen <10% und <6% liegen. Dies entspricht bei einer Ration von 10 kg Heu 600 g bis 1 kg Zucker. Selbst wenn davon nur ca. 25% als Zucker direkt ins Blut gehen, ist dies eine erhebliche Menge.

    Benötigte Utensilien:

    • 50 bis 100 g Heu pro zu messender Probe
    • Digitale Küchenwaage mit einer Messgenauigkeit von +/- 1g
    • Gefrierbeutel (3L)
    • Weinrefraktometer mit 0 – 32 % Brix (Bezugsquelle z. B.: https://amzn.to/37oFArc)
    • Knoblauchpresse
    • Sauberer Teller oder Schale
    • Transferpipette (Pasteur-Pipette; ist oft beim Refraktometer dabei)

    Vorgehensweise:

    1. Heu aus verschiedenen Stellen eines Ballens entnehmen und mischen.
    2. Waage mit dem leeren Gefrierbeutel auf 0 stellen
    3. 50–100 g der Heuprobe in den Gefrierbeutel geben und wiegen
    4. Die gleiche Menge Leitungswasser zum Heu in den Gefrierbeutel geben
    5. Möglichst das ganze Heu benetzen und vorsichtig „durchkneten“.
    6. Die Luft aus dem Beutel entweichen lassen und den Beutel verschließen.
    7. Beutel beschweren (z. B. mit einem Buch) und 30 Minuten liegen lassen
    8. Nach ca. 30 min den Beutel wenden, nochmal kneten, verteilen und für weitere 30 Minuten beschweren)
    9. Beutel für 1 Stunde in den Gefrierschrank legen (beschwert).
    10. Nach einer Stunde einen Teil des Heus in einer Knoblauchpresse auspressen: entweder 1 -2 Tropfen direkt auf das Refraktometer oder mehr Tropfen auf einen Teller auspressen und mit einer Pasteur-Pipette gemischt davon 2–3 Tropfen auf das Refraktometer gegeben. (Falls das Heu gefroren war, muss es vor der Pressung aufgetaut werden)
    11. Deckel des Refraktometers schließen und Zuckergehalt auf der Skala ablesen.
    12. Aus den Messwerten mehrerrn Pressungen einen Mittelwert bilden. Dabei zwischen den Messungen das Refraktometer und den Teller abwischen und die Pipette leeren.

    Quellen zu dieser Methode:

    Elke Malenke, sie ist Dualaktivierungstrainerin, praktiziert Akupunkturmassage an Pferden und Hunden und ist Pferde Ernährungsberaterin (nach Dr. Christina Fritz). https://www.equus-solis.de/

    wissen.sanoanimal.de

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